Gemälde von Mati Klarwein (© Raymond Martin Verlag) Zum Shop |
Jeder Mensch befindet sich an einem bestimmten Punkt seiner Entwicklung. Es gibt aus dieser Sicht lediglich einen Entwicklungsweg mit verschiedenen Stufen. Je mehr wir über diesen Weg lernen und darüber, wo auf diesem Weg verschiedene Dinge hinpassen, desto mehr kommen wir an einen Punkt, wo wir nicht mehr sagen, ich habe Recht und der Andere hat Unrecht, sondern ich passe dorthin und er woanders. Auf diesem Weg gibt es vier besonders wichtige Punkte, die für alle Menschen gleich sind. Der erste Punkt ist die Ebene des mentalen Egos. Wahrscheinlich befinden sich die meisten Menschen auf dieser Ebene. Das bedeutet, sie kämpfen immer noch mir ihren inneren Konflikten, wie Mutter- und Vaterproblemen etc. Die nächste Ebene ist die des wirklichen oder existenziellen Selbst, die sogenannte zentrale Ebene. Wer dort angelangt ist, hat seine Spaltung zwischen männlichem und weiblichem Anteil geheilt, zwischen Geist und Körper, all diese Polaritäten miteinander versöhnt und dadurch das gesamte Potential seiner Persönlichkeit zur Verfügung. Solche Menschen sind sehr spontan, autonom, haben keine Angst vor Widersprüchen, laufen vor Begegnungen nicht davon etc. Das ist ein ganz wichtiger Punkt in der Enwicklung. Die nächste Ebene wird die subtile oder feine Ebene genannt. Es ist die Ebene des höheren Selbst, der Instanz, auf die man hört und von der man sich führen läßt. Man verfügt nicht über sie wie über das existenzielle Selbst. In diesem Stadion der Bewußtseinsentwicklung will der Mensch zunehmend die Grenzen zwischen sich und anderen aufheben. Das kann sich beispielsweise durch Beschäftigung mit spirituellem Heilen ausdrücken. Vorausetzung dafür ist, daß bei dem, der heilen will, diese Grenzen verschwunden sind. Heilungsenergie muß ohne Hindernisse durch ihn hindurchfließen können. Auf dieser Bewußtseinsstufe gewinnen Mythen und Symbole für den Betreffenden immer mehr an Bedeutung, auch Rituale und Zeremonien, alles, was über die Sprache hinausgeht, die hier nicht mehr sehr nützlich ist. Die vierte Ebene schließlich bezeichnet man als die kausale. Hier nun muß man alle Symbole aufgeben - man baut auf eine umfassende Verbindung mit dem Göttlichen als solchem auf. Denn jetzt kommt der grundlegende Schritt in die mystische Erfahrung, die man über alles von Lehrern vermittelte hinausgehernd, ganz aus sich selbst erlangt. Man begibt sich in völlig unbekanntes Terrain. Die Übergänge zwischen den einzelnen Ebenen können aufgrund all dessen, was man jeweils wieder aufgeben muß, was man als sicher glaubte, sehr schmerzhaft sein. Ken Wilber HEARTLAND, D-91459 Markt Erlbach, Tel: 09846-97200, Fax: 09846-972097, E-Mail: heartland@t-online.de |